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Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung

Kapitel 12

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!
(Musik und Text: Stephan Remmler)

Auch Erika war in den letzten Jahren nicht untätig wenn es um einen neuen Partner ging. Ich hatte daher die Hoffnung, dass sich die Situation für mich und unsere Kinder entspannen würde, denn wer glücklich ist, kommt nicht auf dumme Gedanken. Während Andrea und ich im letzten Jahr unser Zehnjähriges feiern durften, hat es bei Erika nicht funktioniert. Sie hatte zwar verschiedene Partner, die auch bei ihr eingezogen sind, aber keine Beziehung erreichte die Zweijahresmarke.

Auf der einen Seite war ich ein wenig traurig über die Situation, da es nach der Trennung immer mal wieder Post vom Anwalt gab, auf der andren Seite war es eine kleine Genugtuung weil ich dann wohl nicht der einzige Partner war der es auf Dauer nicht mit Erika aushalten konnte. Wie sich später herausstellte waren es immer die gleichen Trennungsgründe die den Kindern oder der Anwältin von Erika genannt wurden.

Mama wurde belogen und betrogen. Daher musste sich Mama von den Männern trennen. Außerdem haben ihr alle Ex-Partner physische und psychische Gewalt angedroht wenn man sie nicht zurücknehmen würde. Sorry – das kenne ich ja schon. Lachhaft das Ganze!

Aber eigentlich ist das symptomatisch für Erika. Bekannte die nicht mehr auf Linie sind werden entsorgt, der Kontakt zu Cousins und Cousinen wird abgebrochen weil sich der Vater von Erika und sein Bruder nicht mehr verstehen, Taufpaten die ich vorgeschlagen hatte wird mitgeteilt, dass mit der Konfirmation kein Kontakt mehr erwünscht sei und angeheiratet Verwandte werden im Rahmen einer Sippenhaft (diese sind ja direkt mit mir verwandt) gemieden und den Kindern vorenthalten. Die Nachbarin von Erika bekommt regelmäßig Herrenbesuch und „vögelt“ zu laut was die Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf durch den Vater von Erika zur Folge hatte. Meine Mutter wird als merkwürdige alte Frau abgetan, meine Schwester und mein Schwager als Alkoholiker diffamiert, mir wird vorgeworfen mich nicht um die Kinder kümmern zu wollen,  unsere ausländischen Freunde (oder sollte ich besser schreiben: unsere „Quotentürken“) sind Knacken und Andrea sei ein Flittchen.

Friedrich Wilhelm Nietzsche hat es mal auf den Punkt gebracht:

„Ein einziger freudloser Mensch genügt schon,
um einem ganzen Hausstande dauernden Missmut und trüben Himmel zu machen;
und nur durch ein Wunder geschieht es, dass dieser eine fehlt!
Das Glück ist lange nicht so eine ansteckende Krankheit – woher kommt das?“

Ich kann nicht verstehen warum man immer so negativ sein muss und was man davon hat. Es macht doch keinen Sinn alle anderen Menschen die gegeben falls anderer Meinung sind in jeder erdenklich Art und Weise zu verunglimpfen. Mir kommt es manches Mal so vor als würde ich eine der erfolgreichen Talkshows der Privatsender sehen. Auch dort werden Menschen gezeigt von denen man denkt „Das kann nicht echt sein“ oder „Wie bescheuert muss man sein, diese Familienabgründe öffentlich auszudiskutieren“.

Der „Erfolg“ solcher Sendungen erklärt sich eigentlich nur aus der Tatsache, dass der Mensch Sensationssüchtig ist und das man ihm nun zeigt, dass es Menschen gibt, denen es noch viel dreckiger geht als einem selbst. Das sind die Fußabstreifer einer Nation intellektueller Tiefflieger, das ist die Kompensationsmöglichkeit für Menschen die selbst im höchsten Maße unzulänglich sind und es eigentlich auch wissen und nun jemanden gefunden haben welche als noch unwürdiger gelten dürfen.

Denn eigentlich sind sich die Dauerkonsumenten dieser Sendungen ja einig. Das ist das echte Gesocks, diese Hartz-4-Schmarotzer, diese arbeitslosen Penner für die wir alle zahlen dürfen und nicht wenige haben ja sogar einen Migrationshintergrund. Da muss man als rechtschaffender und arbeitssamer Deutscher doch nach Arbeitslagern rufen. Oder Nicht? Aber Hauptsache den Dauerkonsumenten dieser Shows wird ihr Selenheil für einen kleinen Augenblick aufpoliert. Auftrag erfüllt und Kasse gemacht. Bravo!

Ich empfinde das als einen unerträglichen Zustand und sehne mich in die Zeit zurück wo es nur drei Programme mit einem Bildungsauftrag gab und die Bilder in schwarzweiß flimmerten.